Grossmuetis Gärtli

Meine Grosseltern hatten in ihrer Wohnung, wo sie waren, seit ich sie kannte, keinen Balkon. Doch es gab einen anderen Rückzugsort. Da war ein kleines Gärtchen, dieses befand sich etwa zehn Meter von ihrem Hauseingang entfernt auf der anderen Seite des Strässchens. Auch vor dem Eingang der Wohnung und vor ihren Fenstern hatte es immer Blumen gehabt, die meine Grossmutter gut pflegte, aber hier innerhalb dieses Gärtchens gab es noch viel mehr davon. Soweit ich mich erinnere, wuchsen hier Vergissmeinnicht, Tagetes, Löwenmäulchen – die wohl einen anderen Namen haben, den ich aber nicht weiss – und Rosensträuche, einer ein besonders schöner und grosser. Mir fällt ein, auch meine Mutter hat einen Rosenstrauch, der jedes Jahr besonders schön blüht und den sie hegt und pflegt. Möglicherweise seht ihr mich auch bald an einem Ort, wo ein besonders schöner Rosenstrauch blüht. Jedoch fällt mir gerade ein, dass unten an dem Haus wo ich wohne, der Garten voller Rosen ist. Ich pflege sie zwar nicht selbst, aber vielleicht war das ja unbewusst einer der Gründe, wieso ich mich für diese Wohnung entschieden hatte.

Auf jeden Fall – am Ende des kleinen Platzes mit Rasen, Blumen und Wäscheleine gab es unter einem Dächlein einen Sitzplatz. Dieser Sitzplatz hatte eine ganz eigene Atmosphäre. Mein Grossvater las hier oft Zeitung und am Sonntagnachmittag, wenn die Grosskinder da waren, ass man hier Dessert. Die Stühle und die Plastiktischdecke waren im 70er-Jahre-Stil, soweit ich mich erinnere. Im Sommer war es hier einigermassen kühl. Eine Holzwand schirmte den Platz gegen die vielen Spaziergänger, die hier durchgingen, ab. Es war ein richtig gemütlicher Rückzugsort.

Als mein Grossvater verstarb, wurde der Platz nicht mehr so rege genutzt oder ich kann mich nicht erinnern. Später zog meine Grossmutter aus der Wohnung ins Altersheim und aus dem kleinen Gärtchen wurde ein öffentlicher Ort. Die Wohnung und die Umgebung gehörte nämlich der Gemeinde und eine Parkbank wurde aufgestellt. Der Rosenstrauch ist – soweit ich weiss, noch da. Aber der Sitzplatz, die Holzwand und die Rabatte, so wie ich sie kannte, gibt es nicht mehr. Dafür ist es jetzt ein Platz, wo sich alle hinsetzen können. Es hat sich sehr verändert. Der Ort hat jedoch für mich seine Bedeutung als Rückzugsort und Sonntagnachmittags-Dessert-Platz verloren. Das ist halt so, wenn Leute fortgehen – die Plätze verändern sich mit ihnen.

Übrigens, beim Malen des Bildes kam die Erinnerung an den Ort sehr genau zurück, auf einmal wollte auch ein Vogel mit auf das Bild und ich dachte, ja meine Grossmutter hatte immer so sehr Freude an einer Amsel, die hier sang.

Wie ist das bei dir? Welche Erinnerungen hast du an die Besuche bei deinen Grosseltern?

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