Von Astern, Tagetes und Sternen

In Mexiko dient die leuchtend gelborange Farbe dieser Blumen dazu, den Verstorbenen den Weg zu zeigen.

Ich habe wieder mal Ölpastellkreide ausprobiert. Vor ein paar Jahren habe ich oft damit gemalt und  diese nun aus einem Impuls heraus wieder hervorgenommen.

Ein Bild mit einem Topf voll gelben Astern zu malen, schwebte mir seit Wochen vor. Wieso genau? Ich verbinde zwei Geschichten damit: Als ich ein Kind war und mit meiner Mutter an der Kilbi unterwegs, gewann ich an einem Stand einen Topf mit gelben Astern. Es war wohl eher ungewöhnlich für ein Kind, dass ich mich sehr darüber freute, doch ich habe die Blumen noch wochenlang behalten. Die zweite Geschichte? Vor elf Jahren war ich in Mexiko. Da haben sie Ende Oktober überall begonnen, mit gelben Blumen, die mir ähnlich schienen wie Astern, allerlei Dinge zu dekorieren und in Restaurants und auf den Strassen so etwas wie Altäre zu erstellen. Das hat mich fasziniert und es brachte eine wunderschöne Buntheit in die Strassen und Gassen. Es waren Dekorationen zum Fest „Día de los Muertos“, eine Art „Halloween“ und auch „Allerheiligen“, wo sie den Verstorbenen gedenken und aber nicht trauern, sondern eher die Toten feiern. Nun, bei meiner Recherche dazu habe ich herausgefunden, es waren Tagetes, die da in Mexiko für diesen Anlass so bedeutend sind und nicht Astern. Trotzdem, diese beiden Blumen leuchten für mich wie Sterne und mir kam die Idee, bei meiner Zeichnung die Blumen in den Himmel aufsteigen zu lassen. 

Nun ja, beim Malen war ich im Flow der Musik, die ich hörte und merkte nicht, dass die Frau auf der Zeichnung nun immer mehr so aussah, als sei sie schwanger. Aber im Nachhinein eröffnet sich mir immer klarer der Sinn des Bildes: Es geht um Geburt und Tod. Die Frau hält einen Topf mit Astern, so als wäre sie schwanger. Sie gebiert etwas oder man kann es auch im metaphorischen Sinn sehen – sie schöpft, sie kreiert. Aus ihrem Bauch heraus fliegen die Astern in den Himmel und werden zu Sternen. Sie schöpft Dinge aus sich heraus und schickt sie in die Welt hinaus. So wie jeder das von uns macht, wenn er kreativ, handwerklich, also schöpferisch tätig ist.

Und das habe ich gerade zu der Bedeutung der Tagetes in Bezug auf das mexikanische Fest gefunden: „Ihre leuchtend gelborange Farbe soll den Verstorbenen als Wegweiser ins Diesseits dienen und ihr lieblicher Duft soll die Seelen glücklich machen und willkommen heißen.“ (presseportal.de)

Wer erkennt, was mich nebst dem leuchtenden Aussehen auch noch darauf gebracht hat, diese Blumen mit Sternen in Verbindung zu bringen?

Gerne darfst du deinen Kommentar auch im Kontaktfeld hinterlassen. Klicke dazu hier auf den Button.

Zurück
Zurück

Über den Papierstern an meinem Fenster

Weiter
Weiter

Über den Herbst und die Schatten