Die Graugänse und der Flow des Lebens

Die gestrandeten Graugänse

Es war an einem Sommertag vor wenigen Wochen. Ich war baden im See. Auf einmal flog eine Horde von Gänsen hinzu und liess sich auf dem Wasser nieder. Es waren noch nicht viele Badegäste hier, es war ein Sonntagmorgen, doch sie hatten ihre volle Aufmerksamkeit. Ich war im Wasser und wollte zu meinem Platz zurückkehren. Doch nun waren die vielen Gänse zwischen mir und meinem Badetuch. Ich beschloss, etwas zu warten, bis sich die Gänse von selbst in Bewegung setzten. Nach einer Weile gingen sie gemächlich vom Wasser hinüber zum Ufer. Natürlich hätte ich mir irgendwie einen Weg hindurch bahnen können, aber ich wollte keine Unruhe in diese Gruppe bringen. Ich bin es mir gewohnt, von den Hühnern auf dem Bauernhof, dass sie wie wild herumflattern, wenn man sich ihnen nähert. Also versuchte ich es auf die friedliche Weise. Wartete, bis sie da auch bei meinem Platz vorüber waren. Zudem fand ich es etwas schönes, diese – wie ich später herausfand – Graugänse zu beobachten. Zwischendurch einmal gab es schon auch heftiges Geflatter und Geschnatter aber bald waren sie wieder ruhig und watschelten weiter dem Ufer entlang. Die Kinder freute es, diese Tiere so nah zu sehen und auch ein paar Erwachsene schienen fasziniert. War es doch eher ungewöhnlich, hier eine grosse Gruppe solcher Tiere zu sehen, die etwas grösser als Enten waren. Natürlich waren nicht alle erfreut, ein Mann auf dem Uferweg fluchte, da zwei dieser Gänse beharrlich vor ihm standen, wo er mit seinem Velo weitergehen wollte. Er hatte sich fix in den Kopf gesetzt, jetzt da entlangzugehen und die Gänse augenscheinlich auch. Sie bewegten sich nicht und er sich auch nicht. Ich drehte mich wieder um, blickte auf den See hinaus und nahm ein wenig später mein Buch zur Hand. Ich weiss nicht, wie die Szene weitergegangen war und wer schlussendlich nachgegeben hatte. Das kommt ja auch nicht drauf an, Hauptsache sie sind beide früher oder später irgendwie weitergekommen. 

Einige würden vielleicht mein Verhalten als unkonsequent bezeichnen. Ich wollte ans Land und wartete, nur wegen der Gänse. Ich hätte sie wegscheuchen können. Schliesslich ist das ja mein Platz – ich hatte mein Badetuch da und das soll was heissen – wo sie sich gerade befanden. Doch ich entschloss, die Gänse in ihrem „Flow“ nicht zu stören und stattdessen mein Tempo dem ihren anzupassen. Mir ist klar, dass so etwas nicht immer geht, aber ich hatte Zeit und keinen Grund zur Eile. 

Ich denke, in der Geschichte geht es auch darum, herauszufinden, wann muss ich etwas oder jemandem aus dem Weg gehen und wann muss ich um meinen Standpunkt kämpfen, um zu meinem Platz zu finden, beziehungsweise das zu erreichen, was ich will?

Wann gibst du dir die Möglichkeit im Flow zu sein? Wo beschliesst du, einfach zu vertrauen, dass die Dinge dann schon gut kommen? 

Gerne darfst du mir deinen Kommentar auch persönlich schicken.

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